Nürnberg: Projektierung und Gesamtprojektleitung Bundes- und Landesleistungszentrum Velodrom

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Als radsportbegeisterte Familie war es für die Familie Nürminger selbstverständlich den Verein Sportplatz Nürnberg 1903 e.V. bei der Neuausrichtung und Zukunftssicherung zu unterstützen. Am 13. November 2018 erhält die Stadt Nürnberg dann den Zuschlag als Bundesstützpunkt Radsport Kurzzeit / Ausdauer / Straße / Bahn / Mountainbike und Triathlon.

Planung für ein schlüsselfertiges, multifunktionales Velodrom in Nürnberg

Bei Gesprächen auf dem Vereinsgelände mit den Vereinsvorständen im November 2015 im Rahmen eines Querfeldeinrennens hatte sich herausgestellt, dass ein Weiterbetrieb der alten Radrennbahn am Reichelsdorfer Keller, auf Grund des natürlichen Verfalls, nicht mehr möglich ist. Bei unzähligen Gesprächen und Planungen die im Anschluss mit dem Verein stattfanden, wurde speziell von Herrn Manfred Nürminger viel persönlicher Zeit- und Kapitaleinsatz erbracht. Erste Vorstellungen für das neue Velodrom wurden am 28.01.2016 dem Vereinsvorstand präsentiert, daraufhin wurden dann am 03.02.2016 den Vereinsmitgliedern die ersten Entwürfe und Gedanken vorgestellt. Hier wurde der erste Planungsstartschuss von den gesamten Mitgliedern erteilt. Die Firma Nürminger startete umgehend mit der weiteren Planung und ging somit auf eigene Kosten, teils im sechsstelligen Bereich, mit „Gut Will“ in Vorleistung.

Die erste Herausforderung bestand darin, das marode Sportgelände am Reichelsdorfer Keller, welches aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr saniert werden konnte, die Nachbarn über Ruhestörung und zahlreich parkende Autos klagten, einer neuen Nutzung zu zuführen, da in ersten Planungsversuchen, das neue Velodrom am Ort mit Tiefgarage zu bauen, unmöglich erschien. Hier war das Grundstück für eine neue funktionale überdachte Radrennbahn zu klein und die Finanzierung, ohne Eigenkapital des Vereines, war somit auch nicht möglich. Um einen möglichen Investor zu finden wurde vom Verein ein Grundstücksgutachten beauftragt und etliche Gespräche mit Behörden etc. geführt. Letztendlich konnte das Areal 2016 auf Wunsch der Verein an die Nürminger Immo & Konzept GmbH und dann an einen Münchner Investor veräußert werden. Somit konnte genügend Eigenkapital für den Verein Sportplatz Nürnberg 1903 e.V. für die weitere Zukunftsplanung und den Bau des neuen Velodroms erworben werden.

Anschließend unterstützte die Firmengruppe Nürminger den Verein weiter bei der Planung für ein neues und zukunftsorientiertes Velodrom, welches die UCI-Normen erfüllen sollte.

Europaweite Ausschreibung und Standortsuche

Während dieser ersten Planungsphase, stellte sich durch zahlreiche Fachgespräche heraus, dass das Projekt eine Größenordnung bekommen wird, die öffentliche Förderungen möglich, sinnvoll und unumgänglich erscheinen ließ. Auch weil die naheliegende Berthold-Brecht-Schule, Eliteschule des Sports, der Triathlonverband und der Behindertensportverband ebenfalls eine neue Heimat in dem neuen Velodrom gesehen haben. Aus diesem Grund erfolgte Ende 2017 eine europaweite Ausschreibung für die Planung und Errichtung des funktionalen Velodroms am Standort Nürnberg. Initialisiert wurde dies durch den Verein Sportplatz Nürnberg 1903 e.V., unterstützt durch das Ingenieurbüro Pfaller, sowie die Anwaltskanzlei Bühner und Partner, beide aus Nürnberg.

Für die Firma Nürminger Immo & Konzept GmbH war es selbstverständlich an dieser europaweiten Ausschreibung teilzunehmen. Dass man final den Zuschlag als bevorzugter Bieter erhalten konnte, trotz einiger Ausschreibungsteilnehmer, war eine tolle Gegebenheit, die das bisher erbrachte Engagement der Firmengruppe gegenüber dem Verein nur bestätigte. Mit vereinten Kräften und unterstützt durch einen bis zu 15-köpfigen Fachplanungsstab wurden die Pläne vorangetrieben. Nach einer beschwerlichen Suche des neuen Standortes konnte mit Hilfe des Sportamtes der Stadt Nürnberg, insbesondere durch Herrn Bürgermeister Dr. Gsell, der bis zu seinem Ausscheiden das Velodrom-Projekt wohlwollend unterstützte, ein Grundstück für die neue Sportstätte im Sportpark Langwasser/Altenfurt ausfindig gemacht werden, welches auf Erbbaubasis vom Verein gepachtet worden wäre. Die Sportstätte sollte auf einem 24.000m² großen Grundstück an der Schreiberhauer Str./ Sportpark Langwasser/Altenfurt errichtet werden.

Nach europaweiten Besichtigungen (mit einer zum Teil 10-köpfigen Delegation an Architekten und Fachplanern) weiterer Velodrome, wie z.B. Grenchen (Schweiz), Apeldoorn, Amsterdam und Alkmaar (Holland), London (England), Bremen, Vlaams (Eddy Merckx Stadion) und Gent (Belgien), Berlin, Büttgen, Frankfurt/Oder etc. wurde die Planung in Richtung einer Multifunktionshalle gebracht. Entwurf und Pläne für das Nürnberger Velodrom wurden gemeinsam durch das Architekturbüro Lüftner und Frau Anna Nürminger-Gulden erstellt. Frau Nürminger-Gulden war mehrere Jahre aktive Radrennfahrerin, wie auch ihr Vater Manfred und ihre beiden Brüder Marco und Frank. Die Familie Nürminger hat somit den richtigen Blickwinkel für den sportlichen und wesentlichen Ablauf eines Velodroms.

Beraterstab Velodrom Organigramm
Beraterstab Velodrom
3D-Visualisierung Velodrom mit Holzfassade und Außenbereich
Planung in Richtung einer Sportstätte nach olympischem und UCI Standard

Es wurde somit eine 12.400m² große Sportstätte geplant mit einer 250m lange Holzbahn nach olympischen und UCI Standard, geeignet für die Ausrichtung von nationalen und internationalen Meisterschaften. Auch wurden modernste Fitness-, Boulder-, Seminar-, Physio- und Therapieräume platziert. Ebenso sollten den Profi- und Amateursportlern Übernachtungsmöglichkeiten und eine Gastronomie zur Verfügung stehen. Die Sportler hätten im Velodrom optimale Trainingsmöglichkeiten, um sich auf ihre Wettkämpfe vorzubereiten.

Es sollte in der Nürnberger Sportstätte möglich sein, nicht nur professionellen Bahnradsport zu betreiben, sondern es sollten mehrere Sportarten parallel unter einem Dach stattfinden können. So war u.a. eine 300 Meter Laufbahn vorgesehen, die z.B. von Triathleten genutzt werden kann. Ebenso wurden Spielfelder für Handball, Radball und weitere Hallensportarten mit berücksichtigt. Das Sportgebäude wurde auch nach allen Normen behinderten- und rollstuhlgerecht entworfen, somit wäre für diesen Sportlerkreis eine einzigartige Sportstätte geschaffen worden. Hierdurch wollte man, nicht nur dem Profisport, sondern auch dem Breiten-, Amateur- und Schulsport eine neue Spiel- und Sportstätte bieten.

Die deutschlandweit einzigartig geplante Sportstätte wurde mittels diversen Anträgen bei den Verbänden zum Bundesstützpunkt und Landesleistungszentrum für Radsport (Kurzzeit/Ausdauer – Straße-Bahn – Mountainbike) und Triathlon schlussendlich am 13.11.2018 ernannt. Es wurde ebenfalls eine Kooperation mit der Berthold-Brecht-Sportschule angestrebt, zur gezielten Förderung der Sportjugend.

Nachdem das Gebäude, nach unzähligen Besprechungen mit Fachplanern und Erstellung von Gutachten, diese Voraussetzungen erfüllte und fertig konzipiert war, konnte eine erste Bauvoranfrage am 10.08.2018 bei der Stadt Nürnberg eingereicht werden. Diese Voranfrage wurde fast ein Jahr später am 01.07.2019 positiv beschieden. Somit war der Weg frei für eine Weiterplanung und die Erstellung der Baugenehmigung.

Untergeschoss: Sportlerbereich, Räume für Fahrräder und Motorräder (blau); Allgemeinbereich, Toiletten, Zugang Innenraum (gelb);
Erdgeschoss: Therapie, Sauna, Umkleide, Duschen (blau); Allgemeinbereich, Foyer (gelb); Büro (orange); Fahrradlager für Verbände (pink); Physiotherapie (grün); Gastronomie (lila); Tribüne, Fahrradlager für Vereine (braun); Spielfelder im Innenraum: 2 x Basketball, 1 x Handball, 3 x Volleyball, 2 x Radball
1. Obergeschoss: Gastronomie (lila); Allgemeinbereich, Foyer, Toiletten (gelb); Seminarbereich (pink); 300 m Laufbahn (hellbraun); Tribüne, Stehbereich, Zuschauer (braun);
2. Obergeschoss: Allgemeinbereich, Foyer (gelb); Übernachtungszimmer für Sportler (orange); Bouldern (pink); Fitness, Gymnastik (grün);
Feierliche Übergabe der Baugenehmigung

Am 12.08.2019 war es dann soweit und der Bauantrag wurde eingereicht. Nach zahlreichen Nachforderungen von Unterlagen und diversen Gutachten und Gesprächen mit dem Bauamt konnte das Projekt letztendlich am 23.05.2019 dem Baukunstbeirat das erste Mal vorgestellt werden. Nach Anmerkungen zu gestalterischen Umplanungen konnte die einzigartige Sportstätte ein zweites Mal den deutschlandweiten Baufachleuten am 28.11.2019 vorgestellt werden.

Durch die vorbildliche Zusammenarbeit mit dem Stadt Nürnberg, vertreten durch Herrn Bürgermeister Dr. Gsell und dem Bauamt/Baureferat Nürnberg, vertreten durch Herrn Ulrich, konnte am 05.06.2020 in Langwasser/ Altenfurt die feierliche Übergabe der Baugenehmigung an den Verein unter Coronabedingungen auf dem neuen Sportgeländestandort in Langwasser/Altenfurt erfolgen. Bei dieser Übergabe waren viele politische Vertreter und zahlreiche aktive und ehemalige Sportler sowie einige Weltmeister anwesend.

Aufbauend auf dieser Baugenehmigung erfolgte die detaillierte Weiterplanung und die Erstellung der Werksplanung in Verbindung mit allen Fachplanern, wie Statiker, Haustechnikprojektant für Heizung, Lüftung, Sanitär und Kälte. Nachfolgend wurde das geforderte Festpreisangebote von der Firma Nürminger am 15.10.2020 erstellt, damit zum Zeitpunkt der hoffentlich positiven Fördermittelentscheidung durch Bund, Freistaat Bayern und Stadt Nürnberg, umgehend mit dem Neubau begonnen werden konnte. Hier wurden laut Auskunft bis zum Schluss eine Förderung von 40/30/10/10 Prozent in Aussicht gestellt (Land 40% (Doppelförderung Radsport u. Triathlon), Bund 30%, Stadt 10% und Verein 10%).

Entscheidung für den Standort Köln

Final wurde die 2. Bedarfsanmeldung bei Bund, Freistaat Bayern und Stadt Nürnberg zurückgestellt und auf das nächste Jahr geschoben. Was letztendlich dazu führte, dass dieses Projekt aus Kostengründen vorläufig nicht realisiert werden konnte. Hier wurde letztendlich dem Ausbau der Kölner Sportstätte kurzfristig Vorrang gewährt, trotz vorheriger Unterstützungszusagen für das Nürnberger Velodrom durch den Bund Deutscher Radfahrer.

Die Baugenehmigung und sämtliche Planunterlagen wurden dem Verein übergeben. Aktuell ist es die Hoffnung aller Beteiligten, dass dieses herausfordernde und funktionale Projekt vielleicht doch noch realisiert werden kann.

Eckdaten
  • 12.400m ² große, überdachte, rollstuhlgerechte und beheizte Sportstätte
  • Bundesstützpunkt und Landesleistungszentrum für Radsport und Triathlon
  • 250m lange Holzbahn nach olympischen und UCI Standard, geeignet für die Ausrichtung von nationalen und internationalen Meisterschaften im Bahnrad- und Stehersport
  • mit 300m Laufbahn für Triathleten im 1. Obergeschoss
  • Fitness- und Boulderräume
  • Seminarräumen
  • Physio-, Therapieräume für Sportler, Saunen für Regeneration
  • Büros für Verein und Verbände
  • 60 Übernachtungsplätze
  • Gastronomie für 150 Personen
  • auf einem 24.000m² großen Grundstück an der Schreiberhauer Str./ Sportpark Langwasser/Altenfurt mit über 100 Kfz-Parkplätzen und 100 Fahrradstellplätzen
Planungsleistungen, die von uns in Verbindung mit unseren Partnern erbracht wurden

  • Grundlagenermittlungen und Recherchen
  • Vorplanungen/Vorentwurfsplanung
  • Entwürfe
  • Erstellung der Genehmigungsplanung
  • Verkehrsanlagen-, Freiflächengestaltungspläne
  • Baugrundgutachten
  • Brandschutzgutachten mit Brandsimulationen und Prüfbrandschutz
  • EnEV-Nachweise und bauphysikalische Betrachtungen (Akustik, Schallschutz, etc.) div. Gutachten, wie z.B. Immissionsgutachten
  • Baumbestandsplan und Baumbewertung nach Baumschutzverordnung
  • spezielle artenschutzrechtliche Prüfung mit faunistischer Dokumentation und Kartierung von Fledermäusen, Vögeln, Amphibien, etc. und Biotopkartierung
  • Kampfmittelbeprobung
  • Lärmtechnische Untersuchungen in Verbindung mit Verkehrszählung und -untersuchung, Schallschutzgutachten
  • Beantragung diversere Ausnahmegenehmigungen
  • Tragwerksplanung mit Statischen Berechnungen und Prüfstatik
  • Technische Gebäudeausrüstung: Heizung, Lüftung, Sanitär, Klima, Elektro, Medienkonzepte, Beleuchtungskonzepte, Brandmeldeanlage , Mess- Steuer- und Regelungstechnik, diverse Berechnungen
  • Diverse wirtschaftliche Betrachtungen mittels Berechnungen und Kostenermittlungen
  • Farb-, Materialkonzepte, Raumbucherstellung
  • Bestuhlungskonzepte für Veranstaltungen
  • SiGeKo (Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinationskonzept)
  • Erstellung Werks- und Ausführungsplanung (Holzbahn, Wellness-/Saunen-/Therapiebereich, Fitnessstudiokonzept, Küchen-/Gaststättenplanung, Raum- und Funktionsprogramm, Raumbuch, etc.)
  • Vorbereitung und Mitwirkung Vergabe (Gewerk Rohbau, Stahlbau, Fenster, Fassade, WDVS, Flaschner, Holzbahn, Metallbau/Schlosser, Innenputz, Estrich, Trockenbau, Fliesen, Naturstein, Bodenbeschichtung, Parkett, Sportboden, Innentüren, Türen, Maler, Sonderbauteile, Zeitmessanlage, Aufzug, etc.)
  • Kostenaufstellungen und Berechnungen nach DIN
  • Wasserrechtsverfahren (Überschwemmung, Niederschlag)
  • Projektentwicklungskonzept
  • Erstellung eines Betreiberkonzeptes, Konzept für seltene Großveranstaltungen
  • Erstellung eines Betriebsführerkonzeptes
  • Instandhaltungsplanung
  • Energiemanagementkonzept, Qualitäts-und Nachhaltigkeitskonzept
  • Störungsmanagementkonzept
  • Koordination aller Planungsbeteiligter
  • Erstellung von 3D-Visualisierungen des Velodroms (Innen- und Außenbereich) und 3D-Rundgänge
  • div. Präsentationen und Unterlagen für Vereine, Verbände, Stadtsitzungen/-besprechungen, Baukunstbeirat

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